Pflanzenöl

Vom Acker in den Tank

Verschiedene Pflanzenöle können nach ihrer Gewinnung direkt als Kraftstoff in adaptierten Dieselmotoren verwendet werden. Besonders bedeutend für den europäischen Raum sind Raps- und Sonnenblumenöl. Die Rohstoffe werden nach ihrer Ernte zu Pflanzenölpressen transportiert, in denen die Samen üblicherweise zunächst zermahlen und dann ausgepresst werden. Der Pressrückstand, der sogenannte Presskuchen, kann als Futtermittel in der Landwirtschaft verwendet werden oder durch Verfeuerung zur Energiegewinnung dienen. Nach dem Pressvorgang wird das Pflanzenöl gefiltert, um die gelösten Schwebstoffe herauszutrennen. Für Rapsöl als Kraftstoff existiert seit 2010 die Norm DIN 51605.

Die Pressung kann regional begrenzt in dezentralen Anlagen mittels Kaltpressung erfolgen, wobei in diesen die Verarbeitungskapazität relativ gering ist. Das Verfahren ist vergleichsweise einfach und sparsam im Energieverbrauch; das Pflanzenöl wird ausschließlich durch mechanischen Druck (in Schneckenpressen) gewonnen. Der Pressrückstand („Presskuchen“) besitzt einen Restölgehalt von 10 % und kann als Futtermittel in der Landwirtschaft verwendet werden.

In zentralen Großanlagen sind Verarbeitungskapazität und Energiebedarf deutlich höher. Weiters unterscheidet sich das Herstellungsverfahren durch eine höhere Presstemperatur und eine Nachbehandlung des Presskuchens, aus dem das Restöl durch Lösungsmittelextraktion gewonnen wird. Die hierfür verwendeten Lösungsmittel müssen aus dem Pressrückstand wieder entfernt werden, ehe das sogenannte Extraktionsschrot gleich dem Presskuchen als Futtermittel verwendet werden kann.

Während für die Biodieselherstellung eine Umesterung erforderlich ist, kann Pflanzenöl nach der Pressung und Nachbehandlung sogleich als Kraftstoff in adaptierten Dieselmotoren verwendet werden. Die Eigenschaften des jeweiligen Pflanzenöls sind von der Konzentration unterschiedlicher Fettsäuren abhängig.

Wie lange das fertige Pflanzenöl als Kraftstoff verwendet werden kann, hängt entscheidend von dessen Lagerung ab. Als grober Rahmen gilt in der Regel ein halbes bis ganzes Jahr. Das Konstanthalten der Temperatur im Lagertank hilft Kondenswasserbildung zu vermeiden. Auch direkte Lichteinstrahlung und das Eindringen von Wasser können die Qualität des Pflanzenöls verschlechtern.

Aufgrund der unterschiedlichen Kraftstoffeigenschaften von Pflanzenöl und Diesel, müssen Adaptionen am Dieselaggregat durchgeführt werden, bevor der Motor mit Pflanzenöl betrieben werden kann. Nachdem dieses insbesondere bei einem Kaltstart erwärmt werden muss, kann das sogenannte Zweitank-System Anwendung finden. Hierbei wird der Motor solange mit Diesel betrieben, bis er seine Betriebstemperatur erreicht hat. Danach wird entweder manuell oder automatisch auf Pflanzenöl als Kraftstoff umgestellt.

Die Umweltauswirkungen von Pflanzenöl

Während Biodiesel verestert wird, kann nach dem Auspressen der Ölfrucht (beispielsweise Rapssamen, Sonnenblumenkerne) das Öl nach einer Nachbehandlung sogleich als Kraftstoff verwendet werden. Bei der Erstellung der Umweltbilanz von Pflanzenöl entfällt dadurch eine Berücksichtigung von Methanol, das in der Regel aus fossilen Quellen stammt. Somit wird das Ergebnis der Energiebilanz von Pflanzenöl im Vergleich zu Biodiesel spürbar positiv beeinflusst. Ein Liter Pflanzenöl kann – abhängig von der vorliegenden Ölsaat – etwa 0,96 Liter fossilen Diesel ersetzen.

Pflanzenöl ist ein sehr umweltfreundlicher Kraftstoff, der ungiftig ist, und somit keine Bedrohung für Gewässer, Böden, Grund- und Trinkwasser bedeutet.

Pflanzenöl – Made in Austria

Im Jahr 2009 wurden in Österreich 17.784 Tonnen Pflanzenöl verbraucht, wobei 2.656 Tonnen des Bedarfs durch heimische Produktion gedeckt wurden. Pflanzenöl findet beispielsweise in landwirtschaftlichen Betrieben verbreitet Verwendung.

Im Jahr 2008 betrug der Verbrauch noch 19.276 Tonnen, im Jahr 2007 lag der Wert bei etwa 18.000 Tonnen. Aufgrund gestiegener Preise für Samen und Saaten und eines zusätzlichen Preisrückgangs fossiler Energieträger sei laut dem Bundesverband Pflanzenöl Austria die Produktionsmenge von Pflanzenöl derzeit rückläufig. So betrug die Menge des in Österreich produzierten Pflanzenöls im Jahr 2007 noch 3.578 Tonnen, im Jahr 2008 kam es zu einem Rückgang auf 3.389 Tonnen, ehe im Jahr 2009 die heimische Produktion auf 2.656 Tonnen einbrach.